Zonta vergibt zum 6. Mal den Kulturpreis
- 2020 in der Sparte „Tanz"
Die Verleihung des Kulturpreises ist für den Zonta Club Saarlouis e.V. das selbst gewählte Highlight eines Bienniums. 2012 wurde damit begonnen, Künstlerinnen, die dem Saarland verbunden sind, in verschiedenen Genres zu ehren. Ihnen damit Anerkennung ihrer Arbeit zu zollen, ihnen eine Bühne zu geben, damit noch mehr Menschen sie wahrnehmen und schätzen lernen.
Ein Jahr lang beschäftigt sich ein eigens dafür zusammengesetztes Komitee mit den Vorbereitungen, der Erstellung der Wahlunterlagen und der Verteilung derselben, der Suche nach der Schirmherrin, der Zusammenstellung der Jury, der Auswahl der Örtlichkeit, der Art der Bewirtung der Gäste, der Einladungsliste, der Liste eventueller Unterstützer. Flyer, Plakate und Einladungskarten werden in Druck gegeben, die Jurysitzung mit der Suche nach einem Platz mit dem entsprechenden Equipment und der Möglichkeit zur Bewirtung der Gäste wird in die Wege geleitet, der folgende Schriftverkehr mit den Absagen und den erfreulicheren Gewinnerbriefen folgt, die Vorbereitung der Verleihungsfeier mit der Erstellung des Ablaufes, Blumenschmuck und Bewirtung der Gäste, die Reden werden schriftlich fixiert......
Das ist alles geschehen und die Freude auf die Verleihungsfeier 2020 war trotz aller Anspannung sehr groß.
Leider kam dann alles anders und die diesjährige Verleihung konnte nicht öffentlich stattfinden. Das soll uns aber nicht daran hindern, unsere großartigen Tänzerinnen vorzustellen. Die Jury – bestehend aus Eri Iwasaki, Dr. Gisa Kumposcht, Andreas Lauck und Franziska Loew-Jurkat – zeigte sich erwartungsgemäß sehr professionell und sicher in der Wahl der Siegerinnen.
Und diese möchten wir Ihnen hier fast so angemessen vorstellen, wie wir es in einer festlichen Verleihung getan hätten:
Preisgeld 1.000 €
Hannah Mahler
https://www.youtube.com/watch?v=Lvrom1j2-1w
Eri Iwasaki, Ballettmeisterin des Saarländischen Staatstheaters, begründet die Wahl folgendermaßen:
„Ich persönlich kenne Hannah aus der Zeit, als sie in der „iMove“-Jugendtanzgruppe des Saarländischen Staatstheaters getanzt hat. Ich erinnere mich gut an ihre tolle Energie und besondere Persönlichkeit. Als ich jetzt ihr Bewerbungs-Video sah, war ich positiv überrascht und sehr beeindruckt, wie diese junge Frau, die seit ihrer Kindheit in Saarbrücken gelebt hat, sich in den vergangenen fünf bis sechs Jahren entwickelt hat als zeitgenössische professionelle Tänzerin, Choreografin und Ausbilderin. Sie besitzt eine solide, gute Körperbeherrschung, Kreativität und Ausstrahlung. Ich kann die harte, disziplinierte Arbeit von ihr erkennen und ihre Leidenschaft für den Tanz spüren.“
Hannah Mahler arbeitet zurzeit in Amsterdam, aber sie leitet parallel Workshops für die tanzbegeisterte Jugend im Saarland, wo sie ihre Kenntnisse an den Nachwuchs weitergeben will. Gerade das fand die Jury besonders bemerkenswert und wünscht ihr von Herzen eine lange und erfolgreiche Tanzkarriere, immer mit guter Motivation und viel Energie für ihre harte Arbeit.
Preisgeld 1.000 €
Kristina Haar, Linda Krasenbrink, Lena Vierus, Anna Ziegler
mp4 s. Seitenende
Franziska Loew-Jurkat, Tänzerin und ADTV Tanzlehrerin schreibt über die Wahl dieser Preisträgerinnen:
Ich freue mich sehr, im Rahmen des 6. Zonta Kulturpreises in der Sparte "Tanz" vier jungen Frauen den Preis in der Kategorie "Contemporary" verleihen zu dürfen! Lena Vierus, Kristina Haar, Anna Ziegler und Linda Krasenbrink haben uns alle durch ihr ausdrucksstarkes Tanzen überzeugt. Ihr tänzerisches Können beinhaltet nicht nur schwierige akrobatische Figuren, sondern überzeugt auch durch Leichtigkeit und das Ineinanderfließen der einzelnen Figuren. Dabei stand das Miteinander der vier Tänzerinnen immer im Vordergrund. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wieviel Arbeit und Mühe es macht, solche tänzerischen Fähigkeiten zu erarbeiten und einzustudieren! Daher möchten wir euch für eure Ausdauer und euer Engagement danken. Die vielen Trainingseinheiten haben sich ausgezahlt - nicht nur finanziell - sondern vor allem dadurch, dass ihr uns alle mit eurer Darstellung entführt habt in eine Welt voller Harmonie aus Klang und Bewegung!
Mit eurem Tanzen feiert ihr das Leben!
Und das ist das, was wir alle im Moment am Nötigsten brauchen.
Preisgeld 500 €
Lucyna Zwolinska
Die gebürtige Polin absolvierte ihre Ausbildung zur Tänzerin an der Ballettschule in Bytom von 1997 bis 2004. Bereits im Jahr 2003 kam sie nach Deutschland und studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Bereits währenddessen tanzte sie in Choreografien von Georg Balanchine, William Forsythe, Marguerite Donlon und 2006 gastierte in “Human Rights“ bei The Forsythe Company. Von 2010 bis 2015 war sie Mitglied des Ballettensembles des Saarländischen Staatstheater. Hier tanzte sie in Choreografien von Marguerite Donlon, Stijn Celis, Bernard Baumgarten, Johan Inger, Alexander Ekman und hat Stücke von Marguerite Donlon andernorts einstudiert. Seit der Spielzeit 2015/2016 bis Juli 2018 war sie Mitglied bei der Company Susanne Linke. Nach der Mitarbeit in Tanzprojekten in Hannover und Stuttgart arbeitet sie wieder an einem eigenen Projekt in Saarbrücken mit Namen „Reflexio“.
Foto: Eiji Yamamoto
Preisgeld 500 € für ihr Lebenswerk
Youn Hiu Jeon
Ihre Laudatorin Dr. Gisa Kumposcht, Gründungsmitglied der Freunde des Balletts am SLT, begründet ihre Wahl so:
Kurze Verwunderung: Die Preisträgerin, 1975 in Süd- Korea geboren, ist doch noch viel zu jung für eine Auszeichnung für ihr Lebenswerk? Machen wir uns bewusst: Ein Tänzerinnen-Leben ist kurz und intensiv, die Karriere meist zwischen dem 35-40. Lebensjahr beendet.
Youn Hui tanzt, seit sie 6 Jahre alt ist. Mit 13 J begann sie ihre professionelle Ausbildung an der Seoul Arts High School, später an der Ewha Womans University in Seoul (Bachelor of Fine Art und Zertifikate der allgemeinen Pädagogik). Es folgte der Master of Fine Art an der Tisch School of the Arts der New York University. Später arbeitete sie in New York mit Choreographen wie Kevin Wynn, Doug Elkins und Eun-Me Ahn u.a. zusammen. Von 2000 bis 2002 war sie in Süd- Korea als freischaffende Tänzerin tätig. Daneben unterrichtete sie an verschiedenen Ballettschulen und Universitäten.
2003 kam sie nach Deutschland. Ab der Spielzeit 2003/04 war sie als Solo-Tänzerin am Saarländischen Staatstheater engagiert. Ich konnte sie in vielen Choreographien von Marguerite Donlon auf der Bühne bewundern; hinreißend als Julia in „ Romeo und Julia“ mit der ganzen Bandbreite ihrer Ausdruckskraft vom übermütigen jungen Mädchen bis zur tragischen, verzweifelten Liebenden. Mit Perfektion, Anmut und hoher Sensibilität gestaltete sie die Rolle der Giselle in „Giselle Reloaded“, die Rolle der Odette in „Schwanensee -aufgetaucht“ und unter Stijn Celis die Poncia in „Bernada Albas Haus“, um nur einige ihrer herausragenden Auftritte zu nennen. Das Instrument ihres Körpers weiß sie mit Grazie, Energie und Ausdruckskraft zu spielen. Die Leichtigkeit ihrer Bewegung ist Ergebnis großer Disziplin, unermüdlichen harten Trainings und Leidensfähigkeit. Tanz ist Hochleistungssport.
Mit der jährlichen Tanzvorstellung „SubsTanz“ haben die Tänzerinnen und Tänzer des SST die Möglichkeit, sich als Choreographen zu erproben. In diesem Rahmen hat Youn Hui mehrere eindrucksvolle Werke geschaffen.
2015 beendete sie ihre Tanzkarriere und übernahm die Leitung der Ballettschule des SST. Hier unterrichtet sie in 9 verschiedenen Gruppen über 90 Schülerinnen. Im Juni 2017 präsentierte sie ihre erste Schulvorstellung „Farbenpracht“ in der Alten Feuerwache und im Juni 2019 „Farbenpracht-plus, die vier Jahreszeiten“. Seit 2014 choreographiert sie das Jugend Tanz Projekt „Der ökumenische Kreuzweg“ .
Im Silvesterkonzert der Basilika St. Johann am 31.12.2019 unter der Leitung des Kantors Bernhard Leonardy und zur Musik von J. S. Bach, Arvo Pärt, Pachelbel, und L. Guglielmi (La Vie en Rose) schuf Youn Hui vier ganz unterschiedliche Choreographien, die sie hinreißend darbot.
Diese Darstellung hat mich in meiner Überzeugung bestätigt, dass Youn Hui Jeon eine würdige Preisträgerin ist. Ich gratuliere ganz herzlich zum Kulturpreis 2020 des Zonta Club Saarlouis.
Foto: Mario Enrico D’Angelo
Wir schließen uns diesen Glückwünschen selbstverständlich an und wünschen unseren Preisträgerinnen weiterhin viel Erfolg.
Einführung und Gesamttexterstellung: S. Montada-Specht